Leseprobe | Autorin: Sabine Kaesser
Althütte ein einziges Narrendorf
60 Narrenzünfte feiern in Althütte, der Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet im Schwäbischen Wald
ALTHÜTTE. Schellen, Rufe, Peitschenknallen hallten durchs Dorf. Es ist wieder Narrenzeit in Altütte. In diesem Jahr kamen über 60 Narrenzünfte, ein neuer Rekord. Sie mischten sich mit einer bunten Besucherschar. Fasnetsküchle dufteten im Duett mit Glühwein und schunkelnd, lachend, singend wurde ausgelassen der 16. Narrensprung am Wochenende gefeiert.
Die Sonne bahnte sich den Weg kurz vor Beginn des Umzugs aus den Wolken, gerade als wollte sie das fröhliche Treiben ermuntern. Dabei war die Stimmung schon vor dem Start ausgelassen. Gruselige Hexen, lustige Ziegen, Feen und Brunnengeister zogen mit Guggenmusikern durch das Dorf. Geister und Kobolde hielten Ausschau nach Gästen, mit denen sie so manchen Schabernack treiben konnten. Überraschend für Joana wurde sie von einer riesigen Hexe von hinten umarmt, in die Mitte der Straße gezerrt, mit Hilfe des krummen Hexenbesens fixiert und im Päckchen umhergewirbelt. Ganz zum Amüsement der Umstehenden.
Auch Germanys next Tophexe namens Martina von den Krawallhexen befand sich unter der illustren Schar. Die Kindergruppe der Neckartailfinger Kellerhexen erhielt tosenden Applaus für ihre beeindruckende Hexenpyramide.
Fünf Täuflinge bibbern nach ihrer Narrentaufe
„Ein wirklicher Publikumsmagnet ist der Althüttener Fasching“, bestätigte Bürgermeister Reinhold Sczuka. Bereits zur Narrentaufe am Vorabend begrüßte er herzlich die Gäste und zeigte, dass Tradition und Moderne auch bei Narren kein Widerspruch sind: So gab es freies WLAN und die Narren luden fleißig die Bilder der Narrentaufe hoch, noch während die fünf Täuflinge bibbernd und von einem Bein auf das andere tretend in der Kälte harrten.
Ein wenig mulmig guckten sie drein, derweil die „schmotzige Brüh“ hinter ihnen auf einer Lkw-Pritsche zubereitet wurde. Vom Bismarckhering über saure Kutteln, Babyöl und Leber wurde eine ekelerregende Mixtur bereitet und genüsslich von den Paten über den Täuflingen ergossen. Tapfer ertrugen dies Kevin Bier, Annika Detz, Hannah Müller, Katrina Pauleit und Simon Schröder. Letzter nur noch als „Rosaspitz“ ob seines Nachtgewandes tituliert.
Von Köln, Freiburg und den Nachbargemeinden kamen auch im zwanzigsten Gründungsjahr der Narrenzunft die Festgäste. Mitreißende, laute Musik überall, aufwendige Kostüme und gruselige Masken, wohin man blickt. „A fröhliche Fasnet“ wünschten sich die Menschen allenthalben und freuen sich auf das jährliche Wiedersehn. Über 60 Vereine nahmen am diesjährigen Umzug der 1. Narrenzunft Althütte teil. Ein neuer Rekord. In Zahlen sind dies über 2000 Aktive aus nah und fern. Im kommenden Jahr wird die Faschingszeit noch kürzer sein und Zunftmeister Dieter Eisele kann sich auch dann der Unterstützung der Gemeinde, des Roten Kreuzes, der Feuerwehr und den vielen Helfern sicher sein, damit die 5. Jahreszeit auch in der Schwäbischen Waldgemeinde wieder ausgelassen und fröhlich gefeiert werden kann. Na dann: Recha – spitz und Helau.
@ Bilder unter www.zvw.de/welzheim | Quelle: Zeitungsverlag Waiblingen | Welzheimer Zeitung | Nr.32 | Montag, den 09. Februar 2015 | Seite 7