Leseprobe | Autorin: Sabine Kaesser

 

Andreas Izquerdo

Fasziniert von Pilotinnen der zwanziger Jahre: Schriftsteller Andreas Izquierdo

Träume vom Fliegen und das wirkliche Leben

Lesung mit Andreas Izquierdo in Welzheim: Alte Pilotin trifft jungen Physiotherapeuten – und bestraft ihn mit Schweigen

WELZHEIM. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: die Pilotin Hedy und Jan der Physiotherapeut. Bestsellerautor Andreas Izquierdo las in der Klingenmühle aus seinem Buch; innig lauschend die Zuhörerrunde, die mehr über die ungewöhnliche, sich entwickelnde, geradezu grazile Verbindung dieser beiden Menschen erfahren wollte. Ungleich sind sie, die Protagonisten, und Izquierdo nickt: „Alter, Geschlecht, Charakter sind komplett verschieden, und hier liegt die Spannung.“ Die Preußin Hedi von Pyritz, eine respektierte 88-jährige Dame, die ihrem jungen 25-jährigen Physiotherapeut wie eine „Landesfürstin, die mit ihren Untergebenen spricht“, erscheint. Die eine Anzeige aufgibt und ihre Umgebung damit in Aufregung versetzt! „Dame in den besten Jahren sucht Kavalier, der sie zum Nacktbadestrand fährt. Entgeltung garantiert!“

Eine Geschichte mit Wendungen

Was so ungewöhnlich, womöglich frivol erscheinen mag, nimmt im Verlauf der Geschichte ungeahnte Wendungen.

Hedy „wurde nicht müde zu erklären, dass sie den furchtbarsten aller Kriege nicht überlebt hatte, um anschließend dabei zuzusehen, wie Verrohung und Dummheit einen möglichen weiteren heraufbeschwor“.

Sie hatte eine Stiftung für begabte Kinder ins Leben gerufen und fungierte als deren Stiftungsratsvorsitzende. Vielen unzähligen Talenten hatte sie den Weg in eine bessere Zukunft geebnet: Literatur, Musik, Mathematik oder Wissenschaften. Und sie forderte Fleiß, Wille und Aufopferungsbereitschaft von allen, so auch von Jan, der aufgrund seiner Legasthenie noch keinen Führerschein gemacht hatte. Aber das wollte Fräulein Hedy rasch ändern.

Ute Heyd von der Limesbuchhandlung hatte den Autor, Drehbuchautor und Journalisten eingeladen und dieser „keine Mühen gescheut, um Welzheim respektive die Klingenmühle“ zu erreichen.

Izquierdo versteht es, das Leben der Frau von Pyritz aufzufächern und um die Jetztzeit zu rahmen – Episoden ihrer Vita, an denen Jan wachsen und für sein Leben lernen soll. Als junge Frau war Hedy komplett anders, und nun erzählt sie diese ihre Geschichte dem nicht so vom Leben begünstigen jungen Mann. Sensibel wurde diese wiedergeben, wortgewandt, mit Dialogen zum „Mehrmalslesen“. Ob Hedy spürt, dass auch ihr Leben sich ändert, dass sie neue Aspekte durch Jan lernt, die selbst verordnete Disziplin und strenge Risse erhält?

Izquierdo sieht bei der Lesung von seinem Buch auf, blickt in die Runde. Ja, er ist fasziniert „von den Pilotinnen der zwanziger und dreißiger Jahre“, gesteht er. Auch der Buchtitel „Fräulein Hedy träumt vom Fliegen“ verrät dies. Die abgebildete Pilotin mit Fliegermütze macht viele Leser begierig, was sich dahinter verbirgt. „Es ist die Emanzipation dieser Frauen“, als es dieses Wort noch gar nicht gab, erklärte er und las weiter. Lachen, herzlich verschmitztes Lachen ertönte aus dem Publikum, als er Hedy, wieder im Hier und Jetzt, mit ihrem alten Mercedes Baujahr 1954 den Zeitungsjungen in ihrer Einfahrt aufs Korn nehmen lässt. Hatte dieser Flegel doch die Zeitung vors Haus geworfen und diese war schmutzig bei Hedy gelandet. „Auch wenn es leicht aussieht“, so der Autor, „ist es Arbeit“, so ein Buch zu schreiben. Auf die Frage nach einem neuen Werk antwortet er salomonisch: „Es will noch nicht so richtig zu mir kommen, aber die Tür ist schon ein bisschen auf!“

Bild: Palmizi | Quelle: Zeitungsverlag Waiblingen | Schorndorfer Nachrichten | Nr.160 | Samstag, den 14. Juli 2018 | Seite 16

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